Pressemitteilung des Hamburger Netzwerks Recht auf Stadt vom 16.5.2022
Das Hamburger Netzwerk Recht auf Stadt fordert vom rot-grünen Senat, das Holstenareal dem Investor Adler Group abzukaufen und in kommunale Hände zu geben, um das 86.000 m² große Gelände für eine solidarische Stadtentwicklung mit günstigen Mieten nutzbar zu machen.
Die aktuelle Situation des Holstenareals erinnert an die Auseinandersetzung um das von Verfall und Abriss bedrohte Gängeviertel. 2009 steckte der Investor Hanzevast in massiven finanziellen Nöten. Mit kreativen Aktionen wie einer Hoffest-Besetzung erhöhte die Initiative „Komm in die Gänge“ zusammen mit „Recht auf Stadt“-Aktivist*innen den öffentlichen Druck. Die Stadt kaufte das Grundstück zurück und machte den Weg frei für einen lebendigen, offenen und bezahlbaren Ort in Selbstverwaltung.
Auch beim Holstenareal ist es mehr als unsicher, dass die Adler Group über die Mittel verfügt, dort zu bauen. Die Wirtschaftsprüfer von KPMG verweigerten Ende April der Aktiengesellschaft das Bilanztestat für den Jahresabschluss, die Ratingagentur S&P stufte daraufhin die Bonität noch tiefer in den Ramschbereich ab, auf CCC. Die Krise des Investors bietet eine historische Chance für eine Kommunalisierung des Holstenareals, die nicht vertan werden darf.
Ein städtebaulicher Vertrag darf mit diesem offensichtlich unseriösen Immobilienkonzern nicht abgeschlossen werden. Die Verhandlungen mit der Adler Group und ihrem Projektentwickler Consus Real Estate müssen gestoppt und für gescheitert erklärt werden. Die nun eingeleiteten Ankaufverhandlungen der Stadt zollen dem Rechnung. Das begrüßen wir.
Der Kaufpreis sollte dabei auf einen sozial verträglichen Verkehrswert begrenzt werden. Denn es darf nicht sein, dass Bodenspekulation und die Praxis von Share Deals belohnt werden, die über die Jahre den Wert des Grundstücks von 65 Mio € auf mittlerweile nach den Bilanzen der Adler Group vermeintliche 364 Mio. € hochgejazzt haben.
Wir stehen an der Seite der Initiative „knallt am dollsten“ und fordern den Bezirk Altona und den Hamburger Senat auf, die notwendigen Schritte für eine Kommunalisierung des Holstenareals zu gehen. Dies schließt eine sog. städtebauliche Entwicklungsmaßnahme ein und eine Enteignung nicht aus. Das Holstenareal sollte im Sinne einer neuen Wohngemeinnützigkeit Genossenschaften, kommunalen Wohnungsbauunternehmen und selbstverwalteten Projekten anhand gegeben werden.
Statt hemmungsloser Profitmaximierung weiter Raum zu bieten, sollte das zentrale innerstädtische Gelände für den dringend nötigen sozialen Wohnungsbau genutzt werden – und dies weit über den geplanten Drittelmix hinaus. Im Blick auf gesunde Wohnverhältnisse sollte auch die geplante hohe Verdichtung mit mehr als 1.200 Wohnungen auf den Prüfstand. Der bestehende Bebauungsplan muss zurückgezogen und überarbeitet werden.
Außerdem fordern wir eine Bürger*innenbeteiligung auf Augenhöhe, die diesen Namen verdient und die Bedürfnisse von Anwohner*innen und zukünftigen Bewohner*innen grundlegend berücksichtigt. Der Planungsprozess für die neuen Esso-Häuser bietet hier ein gutes Vorbild.
Wir rufen auf zur Beteiligung an der „Bezirksversammlung von unten“ vor dem Rathaus Altona, die am 25. Mai ab 17 Uhr unter dem Motto „Adler ist Geschichte – Neustart für das Holstenareal“ stattfinden wird.
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Die Pressemiteilung zum Download